Ich war mein Leben lang schon die Dicke, die nie den Biss hatte etwas durchzuziehen. Schon in meiner Jugend wog ich mal mehr, hab dann mit Diäten abgenommen und das doppelte davon wieder zugenommen. Durch meine Schwangerschaft mit 20 wurde das Übergewicht noch mehr, ich habe nie Sport getrieben und mich unglaublich schlecht ernährt.
Bis ich mich irgendwann nicht mehr ansehen konnte und so auch nicht mehr leben wollte.
Während der Pandemie habe ich begonnen mich intensiv mit Ernährung zu beschäftigen und habe das erste Mal in meinem Leben ernsthaft trainiert. Die Erfolge kamen schnell, ich habe binnen 4 Monaten fast 15 kg abgenommen. Meine Begeisterung für Sport nahm immer weiter zu und ich begann ernsthaft auf Wettkämpfe hinzutrainieren.
Ich hatte die Form meines Lebens und brachte wirklich starke sportliche Leistungen. Nur meine Beine … die waren mir noch immer ein bisschen zu dick.
Aber das war ein Thema, an dem ich im Verlauf arbeiten wollte. Immerhin stand mein erster großer Wettkampf an, auf den ich mich monatelang vorbereitet habe. Auch wenn Laufen nie mein Ding war (weil mir meine Beine oft dabei schmerzten) und ich mehr im Krafttraining zu Hause war, war es immer mein Traum ein Spartan Race zu bestreiten.
Und ich habe es geschafft. Aus der Dicken, die nie etwas fertiggebracht hat, wurde eine Sportlerin, die 5 x die Woche trainierte und an Spartan Races teilnahm. Sogar eine Ausbildung im Sportsegment habe ich noch angestrebt, weil ich es mir ermöglichen wollte mein Hobby zum Beruf zu machen.
Es kam der 2. Wettkampf und nach diesem war ich plötzlich ganz schön ausgelaugt. Meine Beine wollten nicht mehr mitmachen und meine Leistung, vor allem beim Laufen hat rapide abgenommen.
Ok, dachte ich mir, es wird Winter, du hast zwei harte Rennen hinter dir, auf die du lange hintrainiert hast, ruhe‘ dich mal ein bisschen aus und mach langsamer.
Ich habe zu diesem Zeitpunkt weder meine Ernährung geändert, noch mein Training komplett aufgehört. Sondern einfach nur nicht nach strengem Trainingsplan trainiert aber weiterhin 3–4 x die Woche, jeden Tag 10.000 Schritte gemacht und einfach aktiv weitergelebt.
Und binnen 1,5 Monaten hatte ich plötzlich wieder 10 Kilo mehr. Das war der 1. Moment wo ich mir gedacht habe: ‚Da stimmt was nicht‘.
Zuerst habe ich versucht wieder ganz streng auf meine Ernährung zu achten und wieder 5x die Woche zu trainieren. Dabei wurden meine Beinschmerzen aber immer schlimmer und ich musste wiederholt Trainingspausen einlegen, da es einfach nicht anders ging. Ich nahm weiter zu und wurde immer frustrierter.
Dann hatte ich die Ahnung das es evtl. an einem Hormonungleichgewicht liegen könnte und habe meinen Gynäkologen nach Rat gefragt. Dieser hat mir gesagt, ich müsse nur aufhören am Abend zu essen.
Ein Schilddrüsenspezialist hat mir gesagt, eine Frau, die einen regelmäßigen Zyklus hat, kann gar nicht krank sein. Ich habe viel Geld in die Hand genommen und viele (Privat)Ärzte konsultiert mit weitreichenden Diagnosen (z. B. Schienbeinkantensydrom, PCOS, …) bis ich auf Instagram auf eine Lipödembetroffene gestoßen bin.
Und als ich ihre Geschichte hörte, war ich davon überzeugt, dass das auch meine Diagnose ist. Nach Gegenwind aus dem Familien- und Freundeskreis („Du bist viel zu dünn dafür“, „Du musst nur wieder ein bisschen mehr trainieren“) habe ich mich trotzdem dazu entschlossen einen auf Lipödem spezialisierten Chirurgen aufzusuchen.
Dieser hat mir dann endlich die Erleichterung in Form meiner Diagnose gebracht. Er war der Erste, der mich ernst genommen hat, der mich genau untersucht hat und mir auch mitgeteilt hat, dass ich nicht selbst an meinem Zustand bin. Und das war so unendlich viel wert. Von Fachpersonen zu hören, dass ich nichts gegen meinen Zustand unternehmen hätte können, hat mir eine Riesen-Last von der Schulter genommen.
Trotz aller Erleichterung blieb doch die kleine Stimme im Hinterkopf – „Vielleicht musst du ja doch nur etwas weniger essen?“ und ich habe mir noch eine Zweitmeinung eingeholt.
Und diese Zweitmeinung hat die Erstmeinung auch wieder revidiert. Aber nicht in dem Sinn, dass ich kein Lipödem habe, sondern hat von Stadium I auf Stadium II hochgestuft.
Mit dieser Zweitmeinung habe ich mich auch zu meinen Liposuktionen entschieden, wovon die erste am 20.12.2024 stattfindet.
Und nun bin ich auf Instagram aktiv geworden, mit der Hoffnung den Leidensweg anderer Betroffener abzukürzen. Wir alle Betroffenen sollten laut werden, so laut das keine Frau mehr von Arzt zu Arzt laufen muss und sich endlich ein Bewusstsein für Lipödem bildet.
Und wenn ich nur einer Frau helfen kann, schneller auf ihre Diagnose zu kommen als es mir möglich war, ist meine Mission schon erfüllt.
Ihr findet mich auf Instagram unter @lipo.nina.
Liebe Grüße
Nina Galuschka
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