Mein Name ist Lyn, ich bin 45 Jahre alt und Mutter von drei Söhnen. Mein Weg mit dem Lipödem war lang – geprägt von Unverständnis, Selbstzweifeln, falschen Diagnosen und auch Essstörungen. Erst viele Jahre später kam die richtige Diagnose – und damit endlich auch Hoffnung.

Frühe Anzeichen – und niemand erkennt sie

Schon als Teenager merkte ich, dass mein Körper anders war. Meine Hüften und Oberschenkel waren deutlich breiter als mein Oberkörper – ein Verhältnis, das nicht stimmte. Mit 15 begann ich, die Pille zu nehmen, und nahm innerhalb kürzester Zeit 10 Kilo zu. Ich entwickelte ein sehr negatives Körperbild und rutschte in eine Bulimie, durch die ich am Ende 15 Kilogramm weniger wog als zuvor. Trotzdem hörte ich als Leistungssportlerin mit 53 Kilo noch immer: „Du bist zu schwer.“ Kein Wunder, dass ich Schwierigkeiten hatte, meinen Körper anzunehmen.

Schwangerschaft, Gewicht und die nächste Essstörung

Nach der Geburt meines ersten Sohnes blieben 20 Kilo hartnäckig. Eine spätere Hormonbehandlung führte zu weiterem Gewichtszuwachs – bis ich bei 112 Kilo ankam. Ich konnte mich selbst nicht mehr im Spiegel anschauen. Ich geriet in eine Magersucht und nahm in nur sechs Monaten 45 Kilo ab. Doch selbst da blieb mein Unterkörper größer – unten eine Kleidergröße mehr als oben. Schmerzen hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine.

Die Wende: Schmerzen in der dritten Schwangerschaft

In der dritten Schwangerschaft begannen die Schmerzen. Ich konnte nicht mehr auf der Seite schlafen, das Liegen tat weh, meine Beine waren schwer und langes Stehen oder Gehen war kaum möglich. Zunächst hieß es, das läge an der Schwangerschaft, später wurde alles auf den Rücken oder mein Gewicht geschoben. Also nahm ich noch einmal 30 Kilo mit Low Carb ab, doch die Schmerzen blieben.

Da ich regelmäßig meine Körpermaße notierte, fiel mir auf: Ich wurde überall dünner, nur nicht an den Oberarmen und Oberschenkeln. Eine Bekannte gab mir schließlich den entscheidenden Hinweis: Das könnte ein Lipödem sein. Sie schickte mich zu einem spezialisierten Arzt und 2018 erhielt ich endlich die Diagnose. Endlich wusste ich, was mit mir los war. Ich erhielt meine erste Flachstrickversorgung für die Beine und fühlte mich zum ersten Mal ernst genommen. Beim Arzt hatte ich Tränen in den Augen, wie viele andere Betroffene auch.

Operationen und neue Herausforderungen

Im Jahr 2020 folgte meine erste Liposuktion, die als Kassenleistung durchgeführt wurde. Bis 2023 ließ ich in insgesamt sechs Operationen meine Beine und Arme behandeln. Ich dachte, jetzt ist es geschafft. Doch das Lipödem hatte andere Pläne: Mein Oberbauch veränderte sich massiv. Sein Umfang nahm um 20 cm zu, obwohl ich nicht zugenommen hatte. Ich konnte mich kaum noch bücken, wurde unbeweglich, bekam Knubbel unter der Haut und sogar Sodbrennen. Ich achtete wieder strenger auf meine Ernährung, ernährte mich kohlenhydratarm und nahm 20 Kilo ab. Der Bauch wurde kleiner, aber die Beschwerden blieben.

Der nächste Schritt: Bauch-OP und neue Hoffnung!

Der Bauch war lange mein wunder Punkt. Ich habe sehr darunter gelitten, war wegen Depressionen in Therapie – und an manchen Tagen hätte ich ihn am liebsten einfach weggeschnitten. Der nächste Schritt: Bauch-OP und neue Hoffnung!

Anfang dieses Jahres stellten mein Operateur und ich einen Antrag auf eine Bauchliposuktion mit Bauchdeckenstraffung, der überraschenderweise von der Krankenkasse bewilligt wurde! Im Mai 2025 fand die Operation statt. Jetzt, fünf Wochen später, merke ich schon enorme Veränderungen. Nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich: Ich strahle wieder, mein Selbstwertgefühl wächst und ich gehe aufrechter durchs Leben.

Wenn das Leben plötzlich einen neuen Sinn bekommt!

Heute weiß ich: Das Lipödem hat mein Leben verändert – und zwar in vielerlei Hinsicht. Durch meine Erkrankung bin ich zu meinem absoluten Traumjob gekommen. Ich arbeite als Content Creatorin bei Lipoelastic, dem Unternehmen, dessen Produkte mich auf meinem Heilungsweg begleitet haben. Ich darf jeden Tag Betroffene inspirieren, aufklären und ihnen Mut machen.

Der Kreis schließt sich – und ich bin überzeugt: Es war Schicksal. Aus all dem Schmerz ist etwas Gutes entstanden. Ich bin heute nicht nur stärker, sondern auch erfüllt von Dankbarkeit. Wenn das Leben plötzlich einen neuen Sinn bekommt!

Ausblick: Angst und Vorfreude zugleich.

Ich erhole mich derzeit weiter, hoffe, bis zur Bauchdeckenstraffung im kommenden Jahr noch mehr abzunehmen und wieder regelmäßig Sport zu machen. Ich freue mich auf diesen Schritt, auch wenn ich großen Respekt vor den Schmerzen habe.

Mein Weg mit dem Lipödem war nicht einfach. Aber ich möchte allen Betroffenen Mut machen. Es lohnt sich, für sich und den eigenen Körper einzustehen. Es gibt Hilfe, und du bist nicht allein.

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